Wie du aufhörst, es allen recht machen zu wollen

von Anja Legero

Auf einmal macht sie, was sie will

Auf einmal bricht sie aus. 

Jahrelang, nein, jahrzehntelang hat sie wunderbar funktioniert und damit die Erwartungen ihres Umfeldes brav erfüllt. Doch dann kommt ein einschneidendes Erlebnis und sie merkt, dass das Leben zu kurz ist, um es nach den Erwartungen anderer Menschen zu leben. Sie macht einen radikalen Schnitt und verwirklicht sich endlich selbst. Sie lässt alles zurück, geht auf eine lang gewünschte Reise oder eröffnet die Bücherei, von der sie schon ewig träumt. 

Du kennst diese Art Filme, oder? Das Thema „Ausbruch aus gewohnten Strukturen” wird von der Filmindustrie immer wieder gerne aufgegriffen, denn viele Menschen erkennen sich darin so schön wieder. Sie verstehen die Heldin (oder den Helden), der auf einmal das Gefühl hat: 

Jetzt reicht’s! 

Jetzt mache ich mein Ding! 

Ich weiss nicht, wie es dir geht, aber ich bin immer ganz fasziniert, wenn die Heldin auf einmal ihr Leben auf den Kopf stellt und ausbricht aus den Konventionen, die sie bisher zurückgehalten haben. Wie spannend. Endlich ist ihr Leben nicht mehr so vorhersehbar. Jetzt wird’s spannend. 

Und das passiert nicht nur im Film. Es gibt solche Geschichten natürlich auch im echten Leben. Vielleicht kennst auch du jemanden, der auf einmal ausgebrochen ist aus Konventionen und Erwartungen und etwas komplett Neues gestartet hat. 

Aus meiner Sicht geschieht das jedoch noch viel zu selten. Leider bleibt es bei den meisten Menschen bei dem Gedanken: “Ab morgen mache ich mein Ding.” 

Zum wirklichen Umsetzen kommt es nicht 🙁 

Wenn du dich selbständig machst, brichst auch du mit einer gängigen Konvention. Nämlich der Art und Weise, wie ein “normales” Berufsleben auszusehen hat: 

  • Schulabschluss
  • Lehre/Studium
  • Im Beruf arbeiten bis zu Rente

Warum das für manche Businesstarter eine echte Herausforderung ist, werde ich weiter unten erläutern. 

Zunächst einmal werde ich in diesem Blogartikel darauf eingehen:

  • wie es dazu kommt, dass wir oft viel zu sehr fremden Erwartungen entsprechen.
  • wie fremde Erwartungen uns in der Selbständigkeit zurückhalten und unseren Erfolg verhindern können. 
  • wie wir unsere eigenen Bedürfnisse wieder mehr spüren und in den Vordergrund stellen können.
  • und fremde Erwartungen besser loslassen können. Auch ohne unser bisheriges Leben komplett auf den Kopf zu stellen.   

Dieser Artikel ist zugegebenmasser recht lang geworden. Das Thema liegt mir am Herzen. Du kannst ja die Überschriften nutzen, wenn du das Thema erstmal „scannen“ möchtest 😉

Woher kommt die Gewohnheit, es allen recht machen zu wollen?

Und im Grunde genommen ist es eine Gewohnheit. Es ist gelernt, adaptiert und wurde einfach nicht mehr abgelegt.

Manche von uns hatten vielleicht in der Pubertät eine Phase der Rebellion. Haben dann aber gemerkt, dass das eigentlich auch ganz schön anstrengend ist und haben sich dann brav wieder in die Erwartungen gefügt.

Die Gründe, warum wir so handeln, sind nicht bei jedem Menschen gleich. Es gibt jedoch ein paar Muster, die in der Literatur oft genannt werden und die ich auch in meiner Coaching-Tätigkeit als ausschlaggebend identifiziert habe. 

Der erste Grund ist eigentlich ganz simpel: 

  • Wir wollen dazu gehören

Wir Menschen sind soziale Wesen. Klar, kann heute jeder von uns unabhängig existieren. Wir sind nicht gleich Futter für einen Säbelzahntiger, wenn wir nicht mit unserem Rudel unterwegs sind. 

Dennoch möchten wir nicht von unserer Sippe verstoßen werden. Zum Einen sind da uralte Instinkte aktiv, zum Anderen ist es auch oft noch einfacher und schöner, wenn wir in ein soziales Netz eingebunden sind. 

Das bedingt jedoch auch, dass wir uns in diese Gruppen einfügen. Und darum tun wir oft, was von uns erwartet wird. 

Vielleicht kennst du die Maslowsche Bedürfnispyramide? Dann weißt du, dass direkt oberhalb von den Basisbedürfnissen Essen, Schlaf und Sicherheit die sozialen Bedürfnisse kommen. Selbstverwirklichung hingegen ist an der Spitze der Pyramide und wird erst nach der Befriedigung aller anderen Bedürfnisse aktiv angegangen. 

Wenn wir also entsprechend den Erwartungen unseres Umfeldes handeln, dann ist unser Bedürfnis nach sozialer Sicherheit einfach höher als unser Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. 

  • Wir haben es so gelernt. 

Wir lernen von klein auf, dass wir auf eine bestimmte Art zu handeln haben – oft sogar zu sein haben – um erfolgreich im Leben zu sein. In den prägenden ersten 7 Jahren hauptsächlich von unserer Familie, die uns wiederholt einimpft: 

  • Lern schön für die Schule, damit du später mal einen guten Beruf bekommst
  • Sei immer brav und anständig und kleide dich auch so. 
  • Sei immer nett und höflich zu allen

Das führt dazu, dass wir es verinnerlichen, bestimmte Dinge zu tun oder eben auch nicht zu tun, auch wenn wir sie eigentlich gerne machen würden. Wir halten uns an die Regeln und tun, was unsere Familie oder die Gesellschaft erwartet. 

Je länger wir nach den Erwartungen anderer leben, desto weniger nehmen wir unsere eigenen Bedürfnisse wahr. Wir spüren sie nicht mehr. Oder, wenn wir sie spüren, nehmen wir sie nicht ernst. Die anderen sind ja wichtiger als wir selbst. Die wissen schon, was gut für uns ist. 

  • Wir haben Angst, kritisiert zu werden

Ein weiterer möglicher Grund, warum du bestimmte Dinge nicht tust, obwohl du sie gerne tun würdest, ist, dass du Angst hast, was die anderen dazu sagen. In der Selbständigkeit führt das beispielsweise dazu, dass du dich weniger auf Social Media zeigst, als es für deine Kundengewinnung gut wäre, weil du Angst hast, was dein privates Umfeld denkt. 

Oder du traust dich nicht, deine Meinung zu sagen. 

Dich auf Video zeigen. 

Dich endlich mit deinem wahren Herzensthema zu zeigen. 

Spirituelles Coaching? Was sollen deine Familie, deine Bekannten, die Nachbarn und die ehemaligen Arbeitskollegen dazu sagen? Dann bist du lieber weiter Virtuelle Assistentin. Das ist halbwegs greifbar. 

Der Grund für diese Zurückhaltung ist meistens die Angst vor Kritik. 

Wenn es uns egal wäre, was die anderen denken, dann könnten wir ja einfach machen, was wir wollen, oder? 

Und, hey, es ist völlig normal, dass wir nicht anecken wollen. Konflikten aus dem Weg gehen, spart Energie. Und es ist uns nunmal wichtig, was die wichtigsten Menschen in unserem Leben denken. Wenn die jedoch denken, Social Media ist total blöd, dann heisst das noch lange nicht, dass ich nun in meinem Business auf Social Media verzichten muss. 

Vielleicht können sich deine Eltern, deine Oma oder dein Mann ja dir zuliebe daran gewöhnen, dass du auf Facebook über dein Thema sprichst? Sie müssen ja nicht mitmachen.  

Leider ist es nämlich so: 

Permanent die Erwartungen der anderen erfüllen und damit nicht tun, was einem eigentlich wichtig ist, ist dein direktes Ticket in ein fremdbestimmtes Leben. 

Und nicht nur das. Es kann sogar deine Eintrittskarte in den Burnout sein. Weil das Gefühl, fremdbestimmt zu sein, wahnsinnig viel Energie zieht. Aber das nur am Rande. 

Nehmen wir mal an, dein Wunsch ist es, dein eigenes Business zu haben. Bist du dann komplett selbstbestimmt? Oder: 

Ist Selbständigkeit ein Ausbruch aus fremden Erwartungen? 

Vor allem, wenn du in deiner Familie oder deinem direkten Umfeld keine anderen Selbständigen hast, kann es bei deinem Umfeld echte Verunsicherung auslösen, wenn du deinen Job kündigst, um dein eigenes Ding zu machen. 

Du sprengst damit bei vielen Menschen nicht nur den gewohnten Denkrahmen (siehe oben), sondern du wirst auch unberechenbar. 

Ui, das klingt gefährlich 😉 

Ist aber so. Deine Lieben wissen auf einmal nicht mehr genau, was du eigentlich den ganzen Tag machst. Ob du überhaupt etwas machst (vor allem, wenn du von Zuhause arbeitest) und ob du überhaupt davon leben kannst. 

Gerade für Eltern und Ehepartner kann der Wegfall eines festen (sicheren…hust…) Einkommens akute Ängste auslösen. 

“Liegt sie uns bald auf der Tasche?“ 

Und wenn du dann noch online arbeitest und in so einem merkwürdigen Bereich wie Coaching ;-), dann wird es echt schwierig. 

“Glaubt sie eigentlich immer noch, dass man im Internet Geld verdienen kann?”

Diesen Satz hat eine ehemalige Coachin von mir regelmäßig von ihrer Tante gehört. Auch noch, nachdem sie schon jahrelang gutes Geld online verdient hat. 

Das Problem dabei ist, dass wir die bewussten – und unbewussten – Ängste unseres Umfeldes aufnehmen. Je nachdem, wie sensibel man ist, kann sich das echt auswirken und man entwickelt Ängste, die einem eigentlich gar nicht selbst gehören. 

Und dann wundert man sich, warum man bestimmte Dinge einfach nicht tun kann, obwohl man sie gerne tun würde. Und man ist nicht frei im Handeln, obwohl man selbständig ist. 

Aber ist man überhaupt frei in der Selbständigkeit? 

Muss man in der Selbständigkeit nicht auch die Erwartungen der anderen erfüllen? 

Hmm, das ist ein interessanter Aspekt. Du möchtest natürlich Kunden gewinnen und in deinem Marketing gibst du ein Versprechen ab, was man in der Zusammenarbeit mit dir erreichen kann. 

Verständlicherweise erwarten deine Kunden, dass du die Versprechen erfüllst, die du in deinem Marketing gibst. 

Hier kommen viele Business-Starter ins Straucheln, weil sie Angst haben, die Erwartungen ihrer KundInnen nicht in vollem Maße erfüllen zu können. Weil sie denken, sie sind für das Ergebnis der Zusammenarbeit verantwortlich. 

Um wirklich zum Ergebnis zu kommen, gehören jedoch immer zwei dazu. 

Du gibst das Versprechen ab, dass du einen Weg aufzeigst. Eine Methode anwendest. Bei etwas unterstützt. 

Ob deine KundIn ihr Ziel erreicht, liegt nicht wirklich in deiner Hand. Denn meistens muss sie selbst aktiv etwas dafür tun. Sie trägt ihren Teil der Verantwortung. 

Aber auf dieses Thema gehe ich gerne nochmal in einem eigenen Artikel ein. 

Kannst du also getrost alle Erwartungen an dich über Bord werfen? 

Nein. So funktioniert es leider auch nicht. Wir sind Teil eines sozialen Systems, auch Gesellschaft genannt. Und wir müssen täglich Erwartungen erfüllen, nicht nur in der Selbständigkeit. 

In der Selbständigkeit bist du normalerweise schon etwas freier darin, wie du was machst. 

Trotzdem gibt es natürlich Dinge, die deine InteressentInnen oder KundInnen von dir erwarten. Und das zu Recht. 

Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Diskretion gehören z.B. dazu. Aber die gehören eventuell sowieso zu deinen Werten, oder? 

Andere Dinge hingegen, zum Beispiel, wie du dich kleidest, liegen bei dir. Es gibt keinen Dresscode im Online-Business. Manche sagen zwar, “Kleider machen Leute”, aber im Grunde genommen liegt die Entscheidung bei dir. 

Und genau das ist der Punkt. 

Es ist deine Entscheidung, welche Erwartungen du erfüllen möchtest und welche nicht.

Idealerweise erfüllst du nur diejenigen Erwartungen, die du gerne erfüllen willst. Weil du z.B. weißt, dass sie den Menschen wichtig sind, die dir wichtig sind. Oder weil du den Vorteil siehst, denn du und alle anderen davon haben. 

Es ist aber auch ok, Erwartungen nicht zu erfüllen. Das nennt sich Abgrenzung. 

Wenn du abends oder am Wochenende keine Emails oder Sprachnachrichten beantworten willst, dann tue es nicht. Aber kommuniziere auch klar, dass du es nicht tust. Dann wissen die anderen, was sie von dir erwarten können und was nicht. 

Leider ist das Grenzen ziehen, vor allem für Anfänger im Business, nicht leicht. Und damit bremsen sie sich leider selbst aus. 

Wie es dich in deinem Business ausbremst, wenn du es immer allen recht machen willst

  • Du reibst dich in einem aussichtslosen Kampf auf!

Du bist der People-Pleaser. Immer nett zu allen. Immer zur Stelle, um brav alle Anforderungen zu erfüllen. Du beantwortest auch Sonntags morgens Kundenfragen und machst schon mal 2,5 Stunden Coaching, wo 60 Minuten geplant waren. 

Das Wort “Nein” gibt es nicht in deinem Wortschatz. Du bist schließlich selbständig, da muss man doch gefallen, um Kunden zu gewinnen, oder? 

Auch deine Social Media-Posts und Newsletter sind immer lauwarm nett. Bloss niemandem auf die Füße treten. Unverfänglich bleiben. So finden dich sicher möglichst viele Menschen nett. 

Da gibt es nur ein Problem: 

Es allen recht machen zu wollen, ist eine recht aussichtslose Strategie. 

Selbst der beliebteste Politiker wird nicht von allen gewählt. Auch ein Nr.1-Hit wird nicht von allen gern gehört. Es lesen auch nicht alle gerne Harry Potter. (Unglaublich, oder? Verstehe ich auch nicht ;-))

Dass das schon seit ewigen Zeiten so ist, zeigt diese Fabel von Äsop (griechischer Dichter, der im 6. Jahrhundert vor Christus lebte):  

Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und läßt seinen Sohn zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: „Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder.“

Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: „Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässt deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast jüngere Beine.“

Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: „Was ist das für eine Quälerei, zwei Kerle auf einem schwachen Tier? Sollte man nicht einen Stock nehmen und Euch beide hinabjagen?“ Da stiegen beide ab und gingen zu Fuß, rechts und links der Vater und Sohn und in der Mitte der Esel.

Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: „Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist’s nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen? Geht’s nicht leichter, wenn einer von Euch reitet?“ Da band der Vater dem Esel die vorderen Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hinteren Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der Straße stand und trugen den Esel heim. 

Diese Geschichte ist so alt und doch so aktuell. Wir lassen uns oft viel zu sehr reinreden. Sogar von Menschen, die unsere Situation nicht kennen und deren Meinung uns nicht wirklich weiterhilft.

Und es gibt noch ein weiteres Problem mit dem “es allen recht machen wollen”. Es führt dich direkt in den Burnout. Oder zumindest in die Erschöpfung. 

Keine Grenzen ziehen ist fehlende Selbstfürsorge. 

Und fehlende Selbstachtung. 

Du zeigst damit, dass andere wichtiger sind als du dir selbst. 

Und obendrein führt es meistens nicht mal dazu, dass uns die anderen Menschen lieber mögen. Sondern, je weniger Achtung wir vor unseren eigenen Grenzen haben, desto weniger Achtung haben die anderen vor uns! 

Menschen bewundern hingegen andere Menschen, die klar sagen: “Bis hierhin und nicht weiter.” 

Denn das ist es, was wir alle gerne tun würden. Unsere Bedürfnisse achten. 

Dann versuchst du auch nicht mehr krampfhaft, über Social Media zu verkaufen, obwohl es dir so gar nicht liegt. Du tanzt nicht mehr in Reels, obwohl du es hasst, dich auf Video zu zeigen. Du verkaufst nicht mehr Technik-Beratung, obwohl es dich auslaugt und du lieber etwas anderes anbieten würdest. 

Wenn du den Blick immer nur darauf ausrichtest, was du glaubst, was von dir erwartet wird, damit dein Business Erfolg hat, dann wirst du nie das Gespür dafür finden, welche Strategie wirklich zu dir passt. Denn es gibt viele unterschiedliche Strategien, die zum Erfolg führen. 

Viele Wege führen nach Rom. Die Frage ist, welchen Weg du am liebsten gehen willst. 

Der nächste Grund, warum du fremde Erwartungen loslassen solltest, ist noch trickier.

  • Du erfüllst Erwartungen, die gar nicht existieren.

In vielen Fällen erfüllen wir Erwartungen, die gar nicht da sind! Wir meinen nur, dass etwas von uns erwartet wird. Wirklich sicher ist das jedoch nicht, da die anderen Menschen ihre Erwartungen oft gar nicht explizit aussprechen.

Das ist der Klassiker für Stress in Beziehungen. Ich tue etwas mit knirschenden Zähnen, weil ich meine, dass der andere es erwartet, dabei ist das der anderen Person weniger wichtig als ich meine. Oder ich habe Erwartungen an meinen Partner, die dieser nicht erfüllt. Kann er ja gar nicht, weil er gar nichts von ihnen weiss. 

Oft sind wir davon gesteuert, was andere denken KÖNNTEN. Wir wissen aber gar nicht sicher, was die anderen denken würden, wenn wir uns auf einmal die Haare blau färben. Vielleicht wäre es ihnen total egal. Bei den meisten Menschen ist das übrigens so. Sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass es ihnen wirklich egal ist, was du tust.  

Zudem wissen wir nicht sicher, ob die anderen überhaupt Erwartungen an uns haben. Vielleicht bilden wir uns das nur ein? Wie erwähnt, ist das (oft unbewusste) Erfüllen fremder Erwartungen ein Muster in uns, das schon in der Kindheit anfängt. Als Baby und auch noch als Kind sind wir hilflos, wenn wir nicht zu unserer “Sippe” gehören. Deshalb fügen wir uns bestmöglich in das System ein. Dies stellt sicher, dass wir uns der Liebe und Anerkennung unserer Familie sicher sind. 

Diese erworbenen Muster wirken jedoch auch in uns weiter, wenn wir schon erwachsen sind und längst unser eigenes Ding machen könnten. Rosa Rechtsteiner schreibt in ihrem Buch “Familie im Gepäck – Wie Sie sich aus alten Mustern lösen und zum eigenen Leben finden”* darüber, wie Selbstsabotage und innere Blockaden unmittelbar mit Kräften und Dynamiken zusammenhängen, die aus unseren Familien seit Generationen auf uns einwirken. 

Viele Verhaltensregeln sind schlicht vererbt, entsprechen aber nicht unbedingt uns selbst und unserer Persönlichkeit. 

Das zu erkennen ist nicht ganz einfach. Rosa Rechtsteiner rät in diesem Fall, das eigene Familiensystem über mehrere Generationen genau anzuschauen. Bin ich die erste Frau in meinem Familiensystem, die studieren möchte oder Karriere machen möchte? Habe ich eventuell unbewusst Angst, nicht mehr dazu zu gehören, wenn ich mir meinen Traum von der Selbständigkeit/Weltreise/Was-auch-immer erfülle?

Die gute Nachricht ist: du bist erwachsen. Du überlebst auch ohne deine Familie. Klar, möchtest du gerne von ihr geliebt und akzeptiert werden. Aber es ist nicht lebensnotwendig.

Es lohnt sich also, genau hin zu schauen, wo man sich von solchen unbewussten familiären Prägungen leiten lässt und Erwartungen erfüllt, die nicht die eigenen sind. Manchmal reicht schon die Erkenntnis, um so etwas zu lösen. Wenn nicht, so können Spezialisten helfen, die Muster aufzulösen.

Wie gesagt, Erkenntnis ist der erste Schritt, denn:

  • Du verfällst dem Perfektionismus.     

Manchmal sind, wie eben angesprochen, unbewusste Muster aktiv, die wir aus der Familie oder von Anderen übernommen haben und die uns antreiben. Manchmal stehen wir uns aber auch im wahrsten Sinne selbst im Weg. 

Dann sind innere Antreiber aktiv, wie z.B. das Bedürfnis, dazu zu gehören oder geliebt und anerkannt zu werden. Dies sind ganz normale menschliche Bedürfnisse, die jeder von uns mehr oder weniger ausgeprägt hat. Der Klassiker für unbewusste Anpassung ist z.B. Perfektionismus.

Du meinst, du tust das für dich. Du bist halt perfektionistisch. Weil es dir gefällt. 

Perfektionismus ist jedoch keine angeborene Persönlichkeitseigenschaft, sondern wurzelt meist in Angst vor Ablehnung. Kein Baby kommt perfektionistisch auf die Welt. 

Perfektionisten versuchen, alles perfekt zu machen, um nicht angreifbar oder kritisierbar zu sein. In manchen Fällen möchten sie auch bewundert werden für die perfekten Ergebnisse, die sie erzielen (unbewusst). 

“Wir würden beinahe alles machen, um geliebt zu werden”, sagt Michael Repkowsky, Autor des Buches “Was andere über mich denken, darf mich nicht mehr lenken”.

Sich selbst einzugestehen, dass diese Antreiber bei einem selbst aktiv sind, ist ein wichtiger Schritt. Dafür muss man sich erstmal eingestehen, dass man nach fremden Erwartungen handelt und nicht nach den eigenen. Michael Repkowsky schreibt dazu:

“Wir haben Angst davor, zugeben zu müssen, dass wir uns so kleiden, wie wir uns kleiden, weil uns das vorgegeben wird. Wir wollen genau das Gegenteil glauben. Wir haben Angst davor, zuzugeben, dass wir uns durch Fitness-Studios und Diäten quälen, um im Außen Anerkennung und Liebe zu erfahren. Wir haben Angst zu gestehen, dass wir den Job, den wir machen, eigentlich gar nicht machen wollen! Trotzdem erzählen wir genau das gegenteilige Märchen und versuchen den Widerspruch zu knebeln. Der Widerspruch ist jedoch die Wahrheit, die es anzuschauen gilt, um endlich ein glückliches, erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu führen.” 

Was kannst du also tun, um fremde Erwartungen loszulassen? 

  • Werde dir der Gründe bewusst

Warum versuchst du, es allen recht zu machen? 

Oder willst du es gar nicht allen recht machen, sondern nur bestimmten Personen? Warum genau diesen Personen?

Dies sind Fragen, über die es sich lohnt nachzudenken. Denn das Befreien von fremden Erwartungen hilft dir dabei, eigene, authentische Entscheidungen für dein Leben zu treffen. Du kommst weg von “so macht man das” und übernimmst selbst die Verantwortung für dein Leben. Du gibst dir selbst die Macht über dein Leben zurück. Denn: 

Wer ist die wichtigste Person in deinem Leben? Genau, du bist es!

Was brauchst du für ein selbstbestimmtes Leben? Zunächst mal Selbstvertrauen. Habe Vertrauen in dich selbst, aber auch in die Anderen. Überlege dir: 

  • Welche Erwartungen anderer belasten mich am meisten? 
  • Warum fühle ich mich verpflichtet, diese Erwartungen zu erfüllen? 
  • Welche Auswirkungen hat dies auf mein Leben und meine Zufriedenheit?
  • Was würde sich ändern, wenn ich nicht mehr die Erwartungen der anderen erfülle? 
  • Was wären im schlimmsten Fall die Konsequenzen?
  • Könnte ich damit leben?
  • Werde dir klar darüber, was DU willst.

    Denn, wenn man nicht mehr das macht, was die anderen wollen, dann muss man wissen, was man selber will! 

    Wenn du aufhören möchtest, fremde Erwartungen zu erfüllen, dann solltest du dir darüber klar sein, was du selbst eigentlich wirklich willst. 

    Dieser Punkt klingt so trivial, aber das ist er für viele Menschen nicht. Manche finden es sogar viel einfacher, das zu tun, was andere ihnen sagen, als sich selbst darüber klar werden zu müssen, was sie eigentlich wollen. 

    Gib dir die Macht über dein Leben zurück, indem du weißt, was du willst und die Kraft hast, danach zu handeln. Und teile das dann entsprechend mit. Auch wenn es Selbstvertrauen braucht. Aber Selbstvertrauen kommt durch Selbsterkenntnis.

    • Kommuniziere klar deine Bedürfnisse. 

    Sprich offen und ehrlich mit den Menschen in deinem Leben über deine Bedürfnisse und Wünsche. Erkläre, wie wichtig dir deine eigenen Entscheidungen sind.

    Die meisten Menschen haben Verständnis, wenn sie die Beweggründe für etwas verstehen. 

    Und, wie oben erwähnt, haben die meisten Menschen auch großen Respekt vor Menschen mit klaren Grenzen. 

    Das Grenzen setzen kann man üben. Fange klein an. Und erweitere dann deine Grenzen Schritt für Schritt. 

    • Suche dir Unterstützung

    Hol dir Verbündete ins Boot. Vielleicht geht es auch anderen in deinem Umfeld so, dass sie mehr “Nein” sagen möchten. Dann übt gemeinsam und feuert euch gegenseitig an. 

    Und feiert auch gemeinsam eure Erfolge. 

    • Werde dir klar, was auf dem Spiel steht. 

    Es geht um verpasste Chancen, unerfüllte Träume und nicht erfüllte Bedürfnisse. Es geht um die Frage, ob du eigentlich so lebst und handelst, wie es dir entspricht oder ob du den bequemen Weg gehst. Den ohne “Anecken”. Den Weg, wo du schön brav die Erwartungen der Anderen erfüllst.   

    Natürlich ist es schön, konfliktfrei durch das Leben zu gehen und gemocht zu werden. Dies ist ein ganz normales menschliches Bedürfnis. Doch neben der Fremdbestimmung und dem möglichen Aufreiben an fremden Ansprüchen, gibt es noch weitere Gründe, warum du beim Erfüllen von fremden Erwartungen ausmisten solltest. 

    Es ist dein Leben. Und es geht nicht ewig. 

    Es wäre schade, dieses Leben nach den Erwartungen der anderen Menschen zu leben. 

    Fazit

    Das Loslassen der Erwartungen anderer Menschen ist nicht einfach. Wir haben schon früh gelernt, Erwartungen zu erfüllen und wir wollen dazugehören. Auch möchten wir es vermeiden, angegriffen und/oder kritisiert zu werden. 

    Wenn du dich selbständig machst, bist du nicht automatisch alle Erwartungen los. Im Gegenteil. Die neue Rolle als Inhaberin eines Business bringt völlig neue Erwartungen mit sich. Du erfüllst nun die Erwartungen deiner KundInnen statt die deines Chefs. 

    Umso wichtiger ist es, dass du lernst, Grenzen zu ziehen. Denn das Erfüllen fremder Erwartungen kann dich in deinem Business recht ausbremsen. Es führt dazu, dass du gewisse Dinge vermeidest. Genau diese Dinge sind es jedoch oft, die uns zum Erfolg verhelfen. 

    Darum solltest du dir bewusst werden, wo du nach fremden Erwartungen handelst und dich dann bewusst entscheiden, ob du das weiter willst. 

    Ich wünsche dir viel Erfolg beim Loslassen der fremden Erwartungen. 

    Du willst erkennen, wo du dich selbst aufhältst und endlich deine inneren Handbremsen lösen? Kontaktiere mich gerne für ein kostenloses Klarheitsgespräch und wir decken es gemeinsam auf. Damit du endlich so richtig durchstarten kannst. 

      Checkliste für einen erfolgreichen Lead Magnet

      Mach den ersten Schritt!

      Möchtest du endlich mit deinem ersten Lead Magnet (Freebie) neue Email-Abonnenten gewinnen und begeistern?

      Hol dir meine Checkliste mit den 20 Schritten für die Erstellung deines erfolgreichen Lead Magnets

      Hallo, ich bin Anja

      …und ich möchte dir helfen, ein Business aufzubauen, dass zu deinen Werten passt.

      Bei mir ist das ein sinngetriebenes Business mit viel Freiheit und Freude am Tun. Ein Business, das sich wunderbar mit Familie und nebenberuflichen Projekten vereinbaren lässt und mir nicht die ganze Zeit und Energie nimmt.

      Wenn auch dir wichtiger ist, deinen KundInnen mit Freude zu helfen, als möglichst schnell 6-stellig zu werden, dann sind wir ein guter Match.

      2 Kommentare

      1. Helma Holey

        Ich habe JEDES EINZELNE Wort genossen. :-*

        Antworten

      Einen Kommentar abschicken

      Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

      WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner